FOUR DOGS


Das folgende FilmTageBuch wurde 2010 in dem Magazin "SCHMALFILM" veröffentlich: 

Die Bauer S 209 XL ist eigentlich die Super8 Kamera meines Vaters. Damit dokumentierte er, wie meine Schwester und ich Ende der 70er Jahre groß geworden sind.
Ich fand „Filme zu machen“ somit schon immer spannend, gerade weil ein Arbeitskollege von meinem Vater mit dem Super8 Medium sehr schöne Puppentrickfilme herstellte. Das wollte ich auch machen und drehte im Alter von 8 Jahren meinen ersten Zeichentrickfilm mit Hilfe meines Vaters, der mir die Legetechnik zeigte. Das Timing war trotzdem daneben und niemand aus der Verwandtschaft verstand die Filme, obwohl ich, in der besten Tradition eines Kinoerzählers, alles erklärte, was sich auf der Leinwand abspielte.

Später versuchte ich immer wieder Filme auf dieser Super8 Kamera zu drehen, doch sie blieben alle unvollendet, außer einer Dokumentation über die Handwerker in der Filmstadt Babelsberg, die ich Anfang der 90er drehte und auch noch selbst kommentierte.
Jahre später war es dann passiert. Ich war Filmemacher geworden. In meinen Kurz- und Spielfilmen baute ich immer wieder Super8 Sequenzen hinein, ich kam nie wirklich von dieser Kamera weg, obwohl ich schon längst auf 16 und 35mm, sowie etliche digitale Formate gewechselt war.

Mitte 2009 bestellte ich 6 Packungen KODAK EKTCHROM 100 D bei Wittner, um für meine Freundin (und spätere Ehefrau) ein Portrait über einen Ort zu drehen, wo sie einige Jahre lebte. Es ging um eine einsame Ranch in Colorado/USA, wo mittlerweile nur noch ein paar Hunde und ein Künstlerpärchen im Schatten der Rocky Mountains wohnten. Aus der Sicht der Hunde wollte ich diese wunderschöne Gegend zeigen, die ich ein halbes Jahr zuvor schon einmal besucht hatte. Durch die Hunde konnten wir alles zeigen, weil sie sich dort frei bewegten und zusammen sind wir über die Prärie gestreunt, haben Katzen und Gänse verjagt... Ich war der vierte Hund. Daher kam auch der Titel FOUR DOGS.

Den Ton nahmen wir mit einer kleinen DV-Kamera auf und später fügte ich weitere Geräusche aus einem Archiv dazu.
Nach Beendigung der Dreharbeiten, die ich immer wieder in unseren Aufenthalt einbaute, war ich von der Idee fasziniert, hier noch einmal herzukommen, im Winter, um die Hunde ein weiteres Mal auf ihren Wegen zu begleiten.

Im Herbst/Winter 2009, zu Thanksgiving, waren wir wieder vor Ort und hatten sofort einen Kälteeinbruch. Wir sind bei Schnee und eiskaltem Wind mit den Hunden rausgegangen.
Bei Minus 15 Grad machte die Super 8 Kamera nicht lange mit. Selbst wenn ich sie vorher warm hielt, nach 3 Minuten in der Kälte schaltete sich der Motor ab, machte vielleicht noch ein paar Einzelbilder, aber dann war es vorbei.

Auch die Optik dieser Kamera ist inzwischen in Mitleidenschaft gezogen worden, denn sie sitzt nur noch locker in der Fassung und ich hatte bisher keine Idee, jene zu fixieren. Dadurch stimmt das Auflagemaß überhaupt nicht mehr, doch für diesen Film nahm ich diesen Fehler noch einmal in Kauf, da diese Unschärfe am Bildrand für mich auch einen interessanten Effekt darstellte.

Aus diesem Grunde war dies aber wahrscheinlich der letzte Film, den ich auf dieser Kamera gedreht habe. Aber nicht mein letzter Film auf Super8, denn ich liebe das Korn, ich liebe den Look, ich bin damit aufgewachsen, es ist meine Sehgewohnheit.

Dennis Albrecht, Hamburg 2010



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